Warren Miller: Vom Ski Bum zum Kultregisseur
Über Jahrzehnte läuteten seine Streifen die Wintersportsaison ein, seine Fangemeinde erstreckte sich über Generationen. Warren Millers Art, Menschen zu unterhalten, war unnachahmlich. Der Weg zum weltweit führenden Skifilmemacher begann allerdings denkbar bescheiden.
Was sind schon 39 Cent? Nicht allzu viel – und trotzdem können sie eine riesige Wirkung entfalten. Für 39 Cent kauft Warren Millers seine erste Kamera. Im Alter von zwölf Jahren fotografiert er damit seine Pfadfinderfreunde, um ihnen anschließend die Abzüge zu verkaufen. Ein vergleichsweise bescheidenes Geschäftsmodell. Doch für den jungen Miller beginnt damit die Leidenschaft, seine Umwelt zu dokumentieren. Am Ende seiner Karriere wird er mehr als 500 Filme produziert, dazu elf Bücher veröffentlicht und unzählige Kolumnen geschrieben haben.
Seinen ersten Skifilm dreht Miller 1946 gemeinsam mit seinem Kumpel Ward Baker. Die Acht-Millimeter-Kamera kann er sich nach seiner Zeit in der Navy während des Zweiten Weltkriegs leisten. Von da an gibt es kein Zurück mehr. Im mittlerweile berühmten „Teardrop“-Wohnwagen tingeln beide von Alta nach Sun Valley, von Jackson nach Aspen. Ihr Lager schlagen sie auf den Parkplätzen der Resorts auf. Damit prägen sie kommende Generationen von Ski Bums.
Von der Filmproduktion hat Miller keinen Schimmer, seine ersten Versuche wirken wenig professionell. Als er seinen Film vermarkten will, lehnen viele Ski Clubs dankend ab. Hauptkritikpunkt: Miller solle anstatt seiner eigenen die Stimme eines professionellen Erzählers für die Filme verwenden. Der Ski Club Alpine aus dem südlichen Kalifornien gibt dem aufstrebenden Filmemacher letztlich eine Chance – und das Publikum lacht Tränen.
Warren Miller weltweit
Durch seine Tätigkeit als Skifilmer ist Miller fortan 175 Tage im Jahr auf Achse. Er beschränkt sich nicht mehr nur auf die USA, sondern reist auch in die schönsten Gebiete Europas. Die Popularität seiner Filme steigt. Mitte der 60er stellt Miller die ersten Mitarbeiter an. In einer Zeit, in der das Skifahren boomt und zwischen den 50er und 70er Jahren rund 500 neue Resorts in den USA hervorbringt, dreht er Werbefilme unter anderem für Vail, Telluride, Sun Valley und Snowbird.
Sein Anspruch, das Publikum nicht nur zu unterhalten, sondern ihm auch reinen Wein einzuschenken, bringt Miller nicht nur Sympathien ein. Während eines schwachen Winters in New England empfiehlt er Wintersportlern, sich auf er Suche nach gutem Schnee gen Westen zu wenden. Den östlichen Resorts gefällt das natürlich weniger. Einige verbannen Miller für immer von ihren Parkplätzen.
Darüber dürfte er hinweggekommen sein, als er sich in seinen 60ern dem Windsurfen zuwendet. Ein paar Jahre später entdeckt er das Sportmotorboot für sich. Von seinem Zuhause auf Orcas Island erkundet er Alaska und den Nordwesten der USA. Seine Firma hat er da bereits an seinen Sohn Kurt und seinen Partner Peter Speek verkauft. Die beiden wiederum nehmen später ein Angebot von Time Inc. an. Millers Einbezug in die Filme endet 2004, 2016 allerdings ist er noch einmal in einem Streifen zu sehen. Es soll das letzte Mal gewesen sein.
Face of Winter: Eine Hommage an den Kultregisseur
Im Alter von 93 Jahren stirbt Warren Miller Anfang 2018 auf Orcas Island. Eines seiner Erfolgsgeheimnisse war – neben reichlich Bergabenteuern und erstklassigen Athleten vor der Kamera – seine witzige Art zu kommentieren. Er wolle Leute unterhalten, sie zum Lachen bringen, und nicht nur Sportler dabei zeigen, wie sie nach rechts oder nach links fahren, erklärte Miller einmal. Auch, wenn diesen Job mittlerweile andere übernehmen: Der Geist Warren Millers lebt auch in „Face of Winter“ weiter. Der Streifen ist eine Hommage an den Kultregisseur.
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